Rafting und Parasiten in Jinja

Am Samstagmorgen regnete es. Natürlich. Dabei wollten wir doch nach Jinja fahren, um dort Wildwasserkanu auszuprobieren (Rafting). Nach einiger Beratungszeit entschieden wir uns dafür, zu fahren. Leider nur Divya, die Inderin, und ich, da es einer der Schwedinnen, die mit wollte, nicht gut ging. In Jinja angekommen, buchten wir erstmal das Rafting für den nächsten Tag. Ein teurer Spaß von $140, also etwa 120€ - dafür aber auch mit (wie wir leider zu spät erfuhren) einer Nacht Unterkunft, Frühstück, einem Snack auf dem Boot, Getränken und Mittagessen.

Dann fuhren wir mit unserem Fahrer, dank dem wir flexibler reisen konnten, zur Quelle des Nil. Ich hatte nicht wirklich viel über Jinja gelesen, aber die Quelle klang nach einer wichtigen Attraktion, die man sehen sollte. Immerhin sollte man neben der Quelle noch eine Statue von Gandhi bestaunen, da Teile seiner Asche hier verstreut worden sein sollen.

Tja, vor Ort angekommen, mussten wir erstmal ca. 7,50€ p.P. zahlen, um in eine Art Park reinzufahren. Dann wurden wir von einem Typen an vielen Läden vorbeigeführt, runter zum Nil. Die Frauen an den Ständen baten uns alle, sie zu unterstützen und etwas bei ihnen zu kaufen. Der Fahrer hatte uns außerdem dazu geraten, dem „Führer“ (der nicht wirklich viel erzählte) einen kleinen Betrag zu zahlen. Und nach ca. 5 Minuten am Nil angekommen, sollte man ein Boot nehmen, das einen zur Quelle fahren würde. 25€ pro Boot für 15 Minuten einmal über den Nil fahren, ansonsten 50€ oder auch 75€, wenn man einen längeren Trip wollte. Jedes Boot durfte aber angeblich nur mit einer festen Tour-Gruppe belegt und nicht mit anderen Touristen vor Ort gemischt werden. Wir ärgerten uns so sehr, mit diesem Typen mitgegangen zu sein, da wir dadurch erst als Gruppe anerkannt wurden. Naja, solche Aktionen kannte ich schon aus Thailand oder auch Indonesien und ich war sehr genervt. Wir entschieden uns dafür, so weit es ging am Nil entlang zu laufen und dort Fotos zu machen. Später googelte ich die Bilder des „Source of the Nile“ und wir waren froh, das Geld nicht ausgegeben zu haben. Es handelte sich dabei quasi nur um ein Schild, vor dem Menschen sich fotografieren ließen.

Nach der Touri-Falle fuhren wir zu unserer Unterkunft mit Blick auf den Nil, gingen zur Erfrischung in den Pool und luden unseren Fahrer zum Mittagessen ein. Später ging es noch in die Einkaufsstraße, wo wir fast die einzigen Touristen waren - es mag an der Regenzeit liegen - und abends genossen wir bei Bier und Nachos den Anblick des Nil. Die Ugander sind übrigens sehr stolz auf ihr Bier, Nile und Club.

Am Sonntag fiel wegen Bauchschmerzen auch Divya weg und somit ging es für mich alleine zum Rafting. Die Gruppe bestand aus 3 Norwegerinnen und einer Ägypterin - 5 anstatt normalerweise 8, da 3 Ugander wohl zu spät waren und wir ohne sie losfuhren. Nach einem leckeren Frühstück (Rolex, Ananas und Bananen) und einer kurzen Einführung ging es zum Nil. Wir fuhren in einem offenen Wagen, sozusagen einem LKW mit Ladefläche, die mit Holzbänken ausgestattet war und in unserem großen Anhänger waren die Rafting-Boote. Als wir also durch das Dorf fuhren, waren wir eine große Attraktion und viele winkten uns zu oder riefen laut: „Muzuuuuunguuuuuuu!!!“ Während der Fahrt konnten wir auch aufstehen und uns am Gelände festhalten. Es war schon etwas surreal, am Wasser anzukommen mit unseren peinlichen Helmen und Schwimmwesten und dort die Einheimischen anzutreffen, die ihre Wäsche im Fluss wuschen. Immerhin sind sie diesen Anblick anscheinend gewohnt.

Auf dem Wasser musste sich die Gruppe erst einmal an einen Ruder-Rhythmus gewöhnen. Schon beim Frühstück und später beim Rudern erfuhren wir etwas mehr übereinander. Zwei der Norwegerinnen waren Lehrerinnen, eine arbeitete für die Stadtverwaltung - die drei sind für 11 Tage in Uganda und versuchen in der kurzen Zeit so viel wie möglich zu unternehmen. Die Ägypterin war Ingenieurin, 25, und arbeitet für 2 Wochen als Freiwillige in einer Grundschule. Nachdem sie seit 2 Jahren schon ununterbrochen 6 Tage die Woche gearbeitet hat und dieser Zeitpunkt hätte ihr erster richtiger Urlaub sein können. Sehr bemerkenswert, aber sie sagte, sie fände Freiwilligenarbeit wichtig und es mache ihr viel Spaß. Sie war das erste Mal alleine auf Reisen und war als einzige Nichtschwimmerin beim Rafting dabei. Trotzdem hat sie sich einiges getraut, wobei die Gruppe leider nicht besonders verrückt drauf war, weshalb auch das Rafting verhältnismäßig normal ablief. Es war schon sehr aufregend, zumal wir gleich zu Beginn zwischen einigen Felsen steckenblieben und ich etwas Schiss hatte, dass wir kopfüber in die Felsen stürzen (ich saß mit einer Norwegerin ganz vorne).

Es lief aber alles gut, hat viel Spaß gemacht und wir haben uns auch keine Wunden eingeholt. Das einzige, was wir wohl alle vorsorglich machen werden, ist ein Medikament aus der Apotheke zu kaufen, welches wir in etwa 2 Monaten vorbeugend einnehmen werden.

Denn, „fun“ fact, natürlich spielt auch hier ein Ekelfaktor mit: Im Süßwasser kann man sich parasitäre Süßwasserwürmer einfangen, auch Bilharziose genannt. Diese Parasiten-Schweine versuchen es also nicht nur über draußen hängende Unterwäsche...

Viel mehr passierte nicht mehr in Jinja. Auf dem Weg sahen wir nur leider 2 Unfälle, einen davon etwas genauer. Ein Auto lag kopfüber auf dem Gehweg neben den Häusern und wir wurden darauf aufmerksam, als eine Horde von Einheimischen unentwegt in die Richtung lief. Ich fragte, ob denn wohl ein Krankenwagen kommen würde, doch der Fahrer lachte nur und sagte: „Nein, sie fahren die Verletzten später ins Krankenhaus. Aber erstmal laufen alle dorthin, um die Wertsachen einzukassieren.“ Das war echt erschreckend.

Als Fahrer verdient man hier übrigens nicht schlecht, solange es an einen ferneren Ort geht und das Auto einem selbst gehört. Wenn nicht, muss man den Eigentümern viel Abschlag zahlen. Viele Uber-Fahrer bevorzugen die Fahrten bei Tag und fahren nicht länger als 22/23 Uhr, weil es danach auf der Straße ziemlich verrückt zugehen kann. Sehr wenig verdient man wohl als Nanny, teilweise nur etwa 50.000 Schilling, also 12,50€ im Monat.

Weitere fun facts:

1. Wenn man sich hier irgendwo stößt, es einem nicht so gut geht, man sich über etwas beschwert oder irgendetwas einfach nicht läuft, dann sagt der Gegenüber „Sorry“, auch wenn er nichts dafür kann. So kam es zu Beginn zu einigen Missverständnisse, wenn ich dann immer erwiderte: „Ach, du kannst ja nichts dafür.“

2. Wenn man hier willkommen geheißen wird, dann sagen die Leute „You are welcome“ oder auch „You are most welcome“, was man im englischen Sprachgebrauch in diesem Kontext nicht sagen würde. Trotzdem haben das einige Englischsprecher hier übernommen.

Der erste Blick auf den Nil

Der erste Blick auf den Nil

Der Nil - und irgendwo da draußen ist die Quelle

Der Nil - und irgendwo da draußen ist die Quelle

Ein Teil von Gandhis Asche soll hier in den Nil geworfen worden sein

Ein Teil von Gandhis Asche soll hier in den Nil geworfen worden sein

Der Nil, Divya und ich

Der Nil, Divya und ich

Auf dem Weg durch Jinja: die Farben erinnern an das australische Outback, da alles sehr rot-/orangefarben ist. Viele Häuser hier werden selbst gebaut, aus Lehm, Steinen und Blech.

Auf dem Weg durch Jinja: die Farben erinnern an das australische Outback, da alles sehr rot-/orangefarben ist. Viele Häuser hier werden selbst gebaut, aus Lehm, Steinen und Blech.

Leider habe ich nur vom Auto aus Fotos gemacht, da ich vor den Bewohnern nicht so offensichtlich die Häuser fotografieren wollte…

Leider habe ich nur vom Auto aus Fotos gemacht, da ich vor den Bewohnern nicht so offensichtlich die Häuser fotografieren wollte…

In der Nähe unserer Unterkunft sprangen zahlreiche Affen durch die Bäume

In der Nähe unserer Unterkunft sprangen zahlreiche Affen durch die Bäume

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Der Blick vom Restaurant unseres Camps

Der Blick vom Restaurant unseres Camps

Eine kleine Gruppe beim Rafting - leider ohne Divya, die Bauchschmerzen hatte

Eine kleine Gruppe beim Rafting - leider ohne Divya, die Bauchschmerzen hatte

Hier waren wir kurzzeitig zwischen den Felsen steckengeblieben

Hier waren wir kurzzeitig zwischen den Felsen steckengeblieben

Die Umgebung war atemberaubend - die Menschen auf dem Boot natürlich auch

Die Umgebung war atemberaubend - die Menschen auf dem Boot natürlich auch

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Insgesamt fuhren wir bestimmt 5-6 solcher kleinen Wasserfälle hinunter

Insgesamt fuhren wir bestimmt 5-6 solcher kleinen Wasserfälle hinunter

…und waren häufig kurz vor’m Umkippen

…und waren häufig kurz vor’m Umkippen

Scheku Anwar