Der erste Regen

Gestern hat es das erste Mal heftig geregnet. Ich habe zwei Videos im Hospiz gedreht, die ich hier aber leider nicht hochladen kann... Seitdem hatte ich auf jeden Fall Kopfschmerzen und schreibe daher erst jetzt wieder.

Wegen des Regens sind wir natürlich wieder nicht zu den Schulen gefahren, weshalb ich mich recht zeitig vom Hospiz aufgemacht habe. Nach einem Mittagessen bei Coffee At Last (jeden Tag Hospiz-Essen kann ich dann doch nicht...) lief ich nach Hause und wurde schon kurz darauf zusammen mit Annie abgeholt. Annie ist die Amerikanerin, die das Hospiz gerade finanziell berät. Wir waren bei Dr. Anne zum Essen eingeladen, die Gründerin des Hospizes. Es war ein leckerer, britischer Abend mit noch zwei anderen Gästen aus Liverpool, die ebenso dem Hospiz helfen und alte Freunde von Dr. Anne sind. Der Abend war nett, wenn auch etwas bedrückend, als es um die finanzielle Lage des Hospizes ging. Außerdem war das eher eine kleine Seniorenrunde und mein Kopf pochte, weshalb ich froh war, als wir um 20 Uhr wieder vom Fahrer abgeholt wurden.

Heute ging es dann tatsächlich in zwei Schulen! Vorher legte mir die Sekretärin noch zwei Haufen mit Patientenunterlagen in Klarsichthüllen auf zwei Stühle, um diese nach Daten zu sortieren und in Ordner einzuheften. Ich hatte ihr und fast jedem anderen im Schwesternzimmer meine Hilfe angeboten, als es für mich nichts zu tun gab. Die Verwaltungsarbeit wurde durch die Schulbesuche unterbrochen, woraufhin die Sozialarbeiterin mich erstmal fragte, ob das nicht zu viel Arbeit für mich wäre heute. Die Arbeitsmoral hier ist definitiv eine andere.

In der ersten Schule, eine Privatschule, besuchten wir einen Jungen, der krebskrank war, aber wieder geheilt ist. Er wird von Give a Chance finanziert, weshalb die Sozialarbeiterin immer wieder nach dem Rechten sieht. Wie es ihm geht, wie es in der Schule läuft, ob es Probleme gibt, usw. Leider hätte man sich eher ankündigen müssen, um auch den Unterricht zu besuchen. Es hörte sich auf jeden Fall alles sehr nach Sprechchören und Gelächter an, was mich neugierige machte. Aber ab nächster Woche geht es nach dem Day Care für mich ohnehin endlich in die Schule.

Die zweite Schule war staatlich, was man ihr auch ansehen konnte, da sie garantiert heruntergekommener war. Dort trafen wir ein Mädchen an, das die Tochter einer Patientin ist. Ihr kaufte die Sozialarbeiterin noch Hefte, die ihr fehlten. Es war alles recht bürokratisch, aber die Sozialarbeiter und der freiwillige Helfer wirkten emphatisch und als würden sie sich gut um die Kinder kümmern.

Nach den Schulbesuchen wurde mir im Auto immer schlechter, weil das Auto und einfach alles nach Benzin und Smog stank, was die Kopfschmerzen auch nicht besser machte. Das schien die Sozialarbeiterin zu bemerken und kaufte uns aus dem Autofenster heraus am Straßenrand Bananen, weil sie dachte, mir wäre vor Hunger schlecht. Die denken hier wohl so wie ich.

Im Hospiz angekommen, ordnete ich die Patientenakten zu Ende ein und machte mich dann auf zum Country Club, weil dieser schräg auf der anderen Seitenstraße liegt und ich mich einfach nur hinlegen wollte. Nach etwa einer Stunde Schlaf oder eher Dösen auf der Liege am Pool und einer Cola ging es dem Kopf schon besser. Bei all den Kohlehydraten, die man hier isst, hatte ich das Gefühl, mich auf jeden Fall bewegen zu müssen, weshalb ich noch in den Fitnessraum ging.


Am Wochenende geht es von Samstag auf Sonntag mit zwei Mädels von hier nach Jinja, wo man Wildwasserkanufahren und wandern kann. Haben wir eben gebucht. Und nächstes Wochenende mache ich, wie es aussieht, über Ostern für 3 Tage eine Safari-Tour. Und jetzt muss ich mich mal hinlegen. 


Funfacts für heute:

1. Um Menschen hier zuordnen zu können, wird unmittelbar nach dem Namen gefragt, welcher Religion man angehört und welcher Kirche. Von den anderen Mzungus (Weiße) hier wurde mir empfohlen, besser nicht zu sagen, dass ich nicht religiös bin, da sie das irritieren würde und es eine Diskussion entfachen könnte (vllt würden sie mich bekehren wollen?). Stattdessen sagen die nicht-religiösen Amis hier zB, ihre Eltern seien Christen oder sie seien spirituell. Habe ich auch schon versucht, aber dann heißt es gleich: „Und in welcher Kirche betest du?“. Daraufhin meinte eine Amerikanerin, sie hätte darauf mal geantwortet: „Ich benötige kein spezielles Gebäude, sondern gehe zur (Achtung) Kirche in meinem Herzen.“  Kam wohl voll gut an. Ich hingegen bin schon in die konfusesten Erklärungsnöte geraten, woraufhin beide Seiten irgendwann das Thema änderten. 

Seit ich heute im Krankenschwesternzimmer noch nicht einmal mit einem Fußballteam dienen konnte, welches ich unterstütze, bin ich bei denen vermutlich unten durch oder einfach nur ein Alien.

2. Ich habe das Gefühl, in der ugandischen Kultur sagt man nicht „Nein“. Das kollidiert leider mit der persischen Kultur, in der viel aus Höflichkeit gesagt, gemacht oder angeboten wird, was vielleicht nicht zu 100% so gemeint ist (Tarof). Man sollte nicht davon ausgehen, dass ein Ugander beim ersten Mal verneinen würde. So habe ich schon einige Essensreste an die Helfer hier im Haus vergeben, die ich sonst eigentlich am nächsten Tag am Mittag selbst gegessen hätte. Ich lerne...



Das Krankenschwestern(/ -pfleger)zimmer

Das Krankenschwestern(/ -pfleger)zimmer

Die Patientenakten, die ich nach Datum sortieren und in Ordner einheften sollte

Die Patientenakten, die ich nach Datum sortieren und in Ordner einheften sollte

Schulbesuch in einer Privatschule - die Sozialarbeiterin macht sich zu jedem Besuch Notizen und lässt diese auch von den Kindern unterzeichnen

Schulbesuch in einer Privatschule - die Sozialarbeiterin macht sich zu jedem Besuch Notizen und lässt diese auch von den Kindern unterzeichnen

Die bunte Privatschule in gutem Zustand

Die bunte Privatschule in gutem Zustand

Die staatliche, recht einfache Schule von außen

Die staatliche, recht einfache Schule von außen

Die staatliche Schule

Die staatliche Schule

Das war ein Haufen von Heften, der auf dem Schreibtisch des Schuldirektors lag. Hefte und Bücher werden in der Regel in Zeitungspapier eingehüllt

Das war ein Haufen von Heften, der auf dem Schreibtisch des Schuldirektors lag. Hefte und Bücher werden in der Regel in Zeitungspapier eingehüllt

Zu den Schulbesuchen gehört auch eine Kontrolle der Schultasche, um zu sehen, ob das Kind eine besitzt und wie diese ausgestattet ist. Teilweise werden auch die Hefte überprüft, um sicherzugehen, dass das Kind an der Schule gut zurechtkommt

Zu den Schulbesuchen gehört auch eine Kontrolle der Schultasche, um zu sehen, ob das Kind eine besitzt und wie diese ausgestattet ist. Teilweise werden auch die Hefte überprüft, um sicherzugehen, dass das Kind an der Schule gut zurechtkommt

Mittagessen im Hospiz: same same but different ;-) (Süßkartoffeln, gebratener Reis und Bohnen mit Erdnusssoße)

Mittagessen im Hospiz: same same but different ;-) (Süßkartoffeln, gebratener Reis und Bohnen mit Erdnusssoße)

Auf dem Weg nach Hause, den matschigen Hügel hoch - Kühe, Kälber und manchmal Ziegen sind keine Seltenheit auf dem Weg

Auf dem Weg nach Hause, den matschigen Hügel hoch - Kühe, Kälber und manchmal Ziegen sind keine Seltenheit auf dem Weg

Wenn man vom Tor aus hineintritt, ist das der erste Blick auf’s Haus, wo ich zurzeit wohne. Das große in der Mitte ist das Haupthaus mit Küche, Wohnzimmer und rechts die Terrasse mit Blick. Links, wo es hochgeht, sind noch vier Zimmer und in einem d…

Wenn man vom Tor aus hineintritt, ist das der erste Blick auf’s Haus, wo ich zurzeit wohne. Das große in der Mitte ist das Haupthaus mit Küche, Wohnzimmer und rechts die Terrasse mit Blick. Links, wo es hochgeht, sind noch vier Zimmer und in einem davon (ganz rechts) wohne ich. Die Zähne putzen wir uns an einem Waschbecken draußen - abends oft bei Sternenhimmel. Dusche und Toilette sind getrennt davon (aber nicht draußen, keine Sorge).

Abends bei Dr. Anne, die Gründerin des Hospizes

Abends bei Dr. Anne, die Gründerin des Hospizes

Zusammen mit Annie, der Amerikanerin aus meinem Haus (hinter Dr. Anne), das befreundete Paar aus Liverpool und die Kinder der Helfer im Haus

Zusammen mit Annie, der Amerikanerin aus meinem Haus (hinter Dr. Anne), das befreundete Paar aus Liverpool und die Kinder der Helfer im Haus

Scheku Anwar