Mein 1. Wochenende in Kampala

Mit Lydia wollte ich Freitagabend eigentlich nur etwas trinken gehen und sie kennenlernen. Im Endeffekt stand sie mit ihrer Schwester vor meiner Tür und im Auto sagten sie dem Fahrer, dass wir ja eigentlich auch direkt in die Stadt fahren könnten. Ich - müde von den ersten Eindrücken und dem Wetter, nicht wirklich ausgehfein, sondern eher Kartoffelsack-ähnlich mit Loch in der Hose (was ich erst später sah) - fand mich neben den sehr stylisch aufgebrezelten Uganderinnen ziemlich schäbig. Sie fragten, ob das okay für mich wäre und nach kurzem Zögern dachte ich: Ach, go with the flow. Leider saß ich noch eine Weile verspannt im Auto, je weiter wir Richtung Kampala Innenstadt fuhren. In meinem Kopf überschlugen sich die Gedanken, was die Sicherheit am Abend anging und ich versuchte auszurechnen, wie viel Geld ich bräuchte, um wieder nach Hause zu fahren. Als ich Lydia von meinen Sorgen erzählte, beruhigte sie mich, ich solle mir keinen Kopf machen, bei ihnen wäre ich sicher und ich sei Gast.

Ich ließ mich auf den Abend ein, was sich auf jeden Fall lohnte. Erst teilten wir uns eine Pizza, dann gingen wir weiter in den Amnesia Club, wo ich die einzige „Mzungu“ war (Person mit europäischem Aussehen bzw. Weiße. Ich. Haha). Daher wurde natürlich auch gestarrt, aber ich fühlte mich nicht unwohl, da alle freundlich und respektvoll waren. Der Vorteil war euch, dass an den Seiten Bildschirme hingen und ein Afrika-Fußballspiel lief, weshalb viele abgelenkt auf die Wände schauten. Obwohl wir recht mittig im Club auf einer Couch saßen, standen wir nach einiger Zeit auf - als der DJ eine Pause von den Oldies und 90er Musik machte (surreal) - und tanzten zur ugandische Musik. Später bekam ich sogar einen „Daumen hoch“ für meine Tanzkünste von einem Ugander. Meine Mutter, der ich stolz davon berichtete, sagte dazu nur: „Vielleicht bedeutet der Daumen da aber auch das Gleiche wie im Iran.“ (Soviel kann ich sagen: nichts Gutes.) Danke Mama.

Als wir uns langsam aufmachen wollten, riefen die Mädels den Uber Fahrer ihres Vertrauens an und da wir unsere Getränke nicht ganz geleert hatten, nahm Lydia den Inhalt eines Smirnoff Ice Apples in einem Becher mit. Erst draußen erfuhr ich, dass das Getränk als Geschenk für unseren Uber Fahrer gedacht war. Say whaaat? 7% Alkohol - und das sollen wir jetzt dem Typen geben, der uns nach Hause fährt? Ich hoffe ja immer noch, dass es alles ein Scherz war. Aber der Fahrer erwiderte auf meine entsetzte Reaktion nur: „Well yes, they say ‚Don‘t drink and drive‘. But you can drink and THEN drive.“ Nach einer kurzen, eher spaßigen Diskussion füllte er das Getränk in eine leere Flasche ab (ohne davon zu trinken) und fuhr uns zuerst zu mir, dann zu den Mädels.

Am Samstag startete mein Tag etwas chaotisch. Ich hatte gut ausgeschlafen und wollte mir ein Omelett kochen. Sagen wir so: es endete damit, dass der Feueralarm ausgelöst wurde, mein Essen leicht verbrannte und beim Servieren auf den Teller dieser samt Omelett auf den Boden viel und in einer Mischung aus Scherben, Eiern, Champignons und Käse im Mülleimer landete. Ich war not amused at all.

Nach meinem 2. Frühstücksversuch, bestehend aus Yoghurt, Bananen und Haferflocken, ging es mit Divya, die Inderin mit der ich wohne, zum Makindye Country Club. Wir wussten, dass es dort einen Pool geben würde, einen Fitnessraum, Tennisplatz und andere Dinge, die man für etwa 5€ am Tag nutzen konnte. Auf jeden Fall ein Luxus, den man sich bei den warmen Temperaturen von ca. 31° aber auch gerne mal gönnt.

Es gehen auch Ugander dorthin, aber hauptsächlich Europäer und Amerikaner, die dort im Hotel wohnen. Leider finden auch regelmäßig Schwimmkurse statt. Für eine Abkühlung hat es trotzdem gereicht.

Am Abend fuhren wir noch mit zwei Schwedinnen unserer Unterkunft zu einer Bar, wo Livemusik gespielt wurde. Dort waren auch mehr Mzungus anzutreffen und die Stimmung war sehr ausgelassen. Ein insgesamt sehr lustiger Abend.

Heute hatte ich meinen ersten schmackhaften Cappuccino nach langem, habe etwas über Uganda und mögliche Touren gelesen und war wieder im Country Club. Diesmal kurz im Pool und danach im Fitnessraum. Zuhause habe ich mir einen unfassbar leckeren Obstsalat gegönnt, auf den ich mich schon den ganzen Tag gefreut hatte. 

Morgen werde ich mich der Sozialarbeiter anschließen und sie möchte mir diese Woche ein paar Schulen zeigen, die von Give a Chance finanziert werden.

PS: 1.“Fun“ fact: Ich weiß jetzt, warum hier alles gebügelt wird. Wenn man seine Wäsche draußen trocknen lässt, besteht wohl das Risiko, dass Mangofliegen Eier in die feuchte Wäsche legen. Die Fliegenlarven können dann beim Tragen der Kleidung (ohne Bügeln) unter der Haut nisten. Das Bügeln soll also mögliche Larven abtöten. Was meint ihr, wie meine Reaktion war, als ich das hörte und gerade einen selbstgewaschenen BH trug, ungebügelt! Plötzlich juckte alles... Und der „Insider“ war, dass ich schon bald meine eigenen Haustiere mit mir herumtragen werde. Bahhhh. Man versuchte mich letztlich doch zu beruhigen, es sei ja auch gerade eigentlich keine Mangofliegen-Zeit. Seitdem lasse ich alles bügeln.

2. Fun fact: Untypisch für mich, dass ich das nicht schon früher erwähnt habe, aber ich lebe hier sozusagen in einer Konditorei! Die Tochter der Hausbesitzerin backt hier Kuchen, Torten, Brownies, Cupcakes, usw. nach Bestellung und für einige Cafés, teilweise in großen Mengen. „Kampala cakery“ - ein Fluch und Segen zugleich...

Mit Linda und ihrer Schwester im Amnesia Club

Mit Linda und ihrer Schwester im Amnesia Club

Makindye Country Club

Makindye Country Club

Live Musik in der Otters Bar

Live Musik in der Otters Bar

Pizza und Bier mit den Mädels

Pizza und Bier mit den Mädels

Im Laufe des Abends wurde es immer voller

Im Laufe des Abends wurde es immer voller

Ein Obstsalat nach dem Sport - man bin ich gesund!

Ein Obstsalat nach dem Sport - man bin ich gesund!

So lecker!

So lecker!

Scheku Anwar